Wo wurde Jesus gekreuzigt?

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Karfreitag ist ein einzigartiger Tag: 2,5 Milliarden Christen erinnern sich an die Kreuzigung von Jesus Christus. Kein anderer Todestag ist in derartiger Weise in die Geschichte eingegangen. Aber wo wurde Jesus eigentlich gekreuzigt? Auf diese Frage gibt es eine kurze und eine lange Antwort. In diesem Artikel findest du beide!

Kurzgefasst: der Ort der Kreuzigung

Vier Männer – Matthäus, Markus, Lukas und Johannes – haben unabhängig voneinander Biografien über Jesus verfasst. Diese werden Evangelien genannt und sind im Laufe der Zeit von den Christen als wahre und verbindliche Texte anerkannt und in den biblischen Kanon aufgenommen worden. Die Berichte über das Leben, Wirken, Sterben und Auferstehen von Jesus bestätigen und ergänzen sich gegenseitig. Aus ihnen erfahren wir auch, wo Jesus gekreuzigt wurde:

Jesus wurde an einem Freitag ca. 33 n. Chr. auf dem Platz Golgatha nahe der Stadt Jerusalem im Gebiet Judäa in Israel auf Befehl des römischen Präfekten Pontius Pilatus gekreuzigt. Doch gibt es noch genauere Angaben, wo genau Golgatha lag und was es mit dieser Hinrichtungsstätte auf sich hatte? Es gibt sie tatsächlich! Die vier Evangelien verraten uns noch einige Details über Golgatha, die Rückschlüsse auf die genaue Lage ziehen lassen. Nachlesen kannst du die Berichte in diesen Kapiteln: Matthäus 27, Markus 15, Lukas 23, Johannes 19.

Was die Evangelien über Golgatha verraten

Golgatha (auch Golgata, Golgotha, Golgota) ist Hebräisch und bedeutet „Schädelstätte“. Woher dieser Name stammt, ist nicht bekannt, aber es gibt drei übliche Interpretationen.

 

Der Kirchenvater und Theologe Hieronymus (347–420 n. Chr.) verwies auf die Schädel der Verurteilten. Zwar ließen die Römer Gekreuzigte durchaus zur Abschreckung am Kreuz hängen und sahen keine schnelle Beerdigung vor. Doch die Juden begruben ihre Toten (auch verurteilte Verbrecher) noch vor Sonnenuntergang. Es gibt keine Hinweise darauf, dass Schädel absichtlich liegen gelassen wurden. Die Interpretation von Hieronymus ist also eher symbolisch oder legendenhaft zu verstehen.

 

Ebenfalls auf einer Legende beruht die Interpretation von Origenes und anderen zeitgenössischen Theologen des 3. Jahrhunderts. Ihre Idee war, dass der Schädel Adams an diesem Ort vergraben lag und das Blut von Jesus, das am Kreuz vergossen wurde, auf diesen Schädel floss und dadurch die Sünden aller Menschen von Adam an sühnte.

 

Eine dritte mögliche Erklärung ist schließlich, dass sich der Name „Schädelstätte“ auf die topographische Form des Ortes bezieht, wo Jesus gekreuzigt wurde. Diese wurde im 19. Jahrhundert populär, als General Charles George Gordon erklärte, den Ort der Kreuzigung gefunden zu haben. Darauf werden wir später im Artikel zurückkommen.

 

Die Evangelien beschreiben Golgatha ziemlich konkret: Es war ein Ort außerhalb der Stadt, aber in Stadtnähe. Es war ein Ort, den viele Menschen passierten, also vielleicht an einem Hauptweg nach Jerusalem oder in der Nähe eines Stadttors gelegen. Außerdem gab es in der Nähe einen Garten, in dem sich auch das Familiengrab von Joseph von Arimathia befand, in dem Jesus bestattet wurde. Entgegen der herkömmlichen Vermutung ist in der Bibel nirgends von einem Hügel die Rede, was vor der Stadtmauer auch ein strategischer Fehler gewesen wäre. Dass wir gemeinhin sagen, Jesus sei „auf“ Golgatha gekreuzigt worden, hängt wohl damit zusammen, dass der Evangelist Markus berichtet, dass Jesus „auf dem Platz Golgatha“ hingerichtet wurde.

 

Es gibt zwei gängige Theorien, wo sich Golgatha genau befunden haben könnte.

Theorie 1: Jesus wurde nördlich des Damaskus-Tors gekreuzigt

Im 19. Jahrhundert entdeckte der bereits erwähnte General Gordon nördlich vom heutigen Damaskus-Tor einen Felsrücken in Form eines Schädels. Der Ort erfüllt die topographischen Kriterien der Evangelien: Er liegt in der Nähe, aber außerhalb der Stadt; es handelt sich um eine erhobene und daher gut sichtbare, belebte Stelle; er grenzt direkt an einen Garten mit privaten Gräbern. Aus diesem Grund identifizierte Gordon den Ort als Golgatha.

 

Bis heute befindet sich dort das sogenannte „Gartengrab“, das vor allem von Protestanten als das tatsächliche Grab von Jesus verstanden wird. Die Theorie galt lange als plausibel, wurde inzwischen aber von vielen Archäologen verworfen.

 

Tatsächlich stammt das Grab vermutlich aus dem 7. bis 8. Jahrhundert vor Christus. Es gibt auch keine historischen oder archäologischen Beweise, die die Anhöhe als Ort identifizieren, an dem Jesus gekreuzigt wurde. Weiterhin hat die zweite Theorie eine weitaus längere Tradition, was ihr eine größere Glaubhaftigkeit verleiht.

Theorie 2: Die Nordseite der Jerusalemer Altstadt ist der Ort der Kreuzigung

Jährlich besuchen Millionen von Christen die Grabeskirche in der Jerusalemer Altstadt, da sie überzeugt sind, dass es sich dabei um den Ort handelt, an dem Jesus gekreuzigt und begraben wurde. Aber warum? Immerhin stellt sich dem aufmerksamen Leser die Frage: Befand sich Golgatha nicht klar außerhalb der Stadt und nicht in der Altstadt?

Dieser Widerspruch lässt sich jedoch leicht auflösen.

Der Ort, an dem die Grabeskirche steht, befand sich nicht schon immer innerhalb der Stadtmauern. Zwischen 41 und 44 n. Chr. ließ Herodes Agrippa I. eine dritte Stadtmauer errichten. Archäologische Funde aus den 1960er Jahren bestätigen, dass sich im ersten Jahrhundert nach Christus unter der Grabeskirche wirklich Gräber befunden haben. Da die Juden ihre Toten aus theologischen Gründen niemals in der Stadt begruben, muss der Ort also zur Zeit von Jesus außerhalb der Stadtmauern gelegen haben.

Warum aber wurde gerade dieser Ort mit der Kreuzigung in Verbindung gebracht?

326 n. Chr. reiste Helena, die Mutter des Kaisers Konstantin, nach Jerusalem. Ihr wird zugeschrieben, den Ort der Kreuzigung gefunden zu haben – vermutlich auf Grundlage mündlicher Überlieferungen der lokalen christlichen Gemeinschaft. Die Tradition lässt auch die Möglichkeit einer Vision offen. In den folgenden Jahren wurde an Ort und Stelle die Grabeskirche gebaut. Da Helena und Konstantin selbst Christen waren, führen Skeptiker politische Motive an: Die beiden hätten die öffentliche Förderung des Christentums beabsichtigt. Allerdings ist das weder belegt noch ein handfester Beweis gegen die Authentizität des Kreuzigungsortes. Interessant ist in diesem Zusammenhang noch, dass bei der Restaurierung der Grabeskirche in den 1960er Jahren Felsformationen gefunden wurden, die durchaus als Sockel für Kreuze gedeutet werden können.

Was heißt das also?

Es gibt gute Argumente, dass Jesus dort gekreuzigt wurde, wo sich heute die Grabeskirche befindet. Zweifelsfrei bewiesen ist es aber nicht.

Es gibt gute Argumente, dass Jesus dort gekreuzigt wurde, wo sich heute die Grabeskirche befindet. Zweifelsfrei bewiesen ist es aber nicht.

Stellen die mangelnden Beweise die Kreuzigung infrage?

Der ein oder andere Skeptiker mag nun argumentieren: Wenn nicht bewiesen ist, wo Jesus gekreuzigt wurde – woher wissen wir, dass die Kreuzigung überhaupt stattgefunden hat?

Das ist jedoch ein historisch leicht widerlegbares und auch nicht ganz faires Argument, aber dazu gleich mehr. Zunächst wollen wir einen kurzen Blick auf die historischen Beweise für die Kreuzigung an sich werfen.

Es steht außer Zweifel, dass Jesus gekreuzigt wurde. Sowohl die Evangelien – vier (!) historisch glaubwürdige Dokumente – berichten im Detail davon. Der jüdische Historiker Josephus sowie der römische Historiker Tacitus bestätigen ebenfalls, dass Jesus unter Pontius Pilatus gekreuzigt worden ist. Auch im babylonischen Talmud gibt es eine Textstelle, die zumindest von manchen Historikern als Beleg der Kreuzigung von Jesus anerkannt wird. Archäologische Funde beweisen, dass es zu dieser Zeit Kreuzigungen in Jerusalem gab.

Man kann also über Details streiten, etwa wo genau sich Golgatha einmal befand, aber dass Jesus überhaupt gekreuzigt wurde, ist von Historikern unbestritten. Man darf aufgrund unklarer Einzelheiten nicht alles infrage stellen. Das passiert jedoch immer wieder in Bezug auf Jesus. Und das ist nicht ganz fair. Denn: Es gibt historische Ereignisse, deren Eckdaten nicht hundertprozentig geklärt sind und die dennoch nicht infrage gestellt werden.

Von Pythagoras zum Beispiel ist nur die Region bekannt, in der er gestorben ist (Metapontum).

Bei Kleopatra ist die Todesursache nicht klar belegt.

Von Christopher Kolumbus wissen wir nicht genau, wo er 1492 an Land gegangen ist. Trotzdem zweifeln wir nicht daran, dass er Amerika entdeckt hat.

Bei Jesus aber soll sogar bewiesen werden, ob sich Golgatha – was bekannterweise außerhalb, aber in der Nähe der Stadt, an einem belebten Ort, in der Nähe eines Gartens mit Gräbern lag – im nördlichen oder nordwestlichen Teil der Stadt befand.

Aber was ist mit der Auferstehung?

Die Kreuzigung von Jesus mag gut belegt sein. Aber was ist mit der Auferstehung? Wenn es dir schwer fällt zu glauben, dass Jesus tatsächlich wie vorhergesagt von den Toten auferstanden ist, ist das gut nachvollziehbar. Schließlich handelt es sich dabei um ein Wunder. Das Gute ist:

Es gibt viele Indizien, die darauf hinweisen, dass es sich bei der Auferstehung von Jesus weder um eine Legende noch um eine Lüge handelt! Besuche unbedingt darumostern.de und finde heraus, warum auch du als logisch denkender Mensch an die Auferstehung glauben kannst!

Vielleicht interessierst du dich eher dafür, ob du den biblischen Berichten über Jesus tatsächlich vertrauen kannst. Dann lies dir doch diesen Artikel dazu durch: Die Entstehung der Evangelien.

Oder du fragst dich, warum Jesus überhaupt gekreuzigt wurde und warum sich Christen sogar über die Kreuzigung freuen – dann findest du hier weitere Informationen: Warum musste Jesus sterben?

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