Darum Ostern: War der Tod von Jesus Christus einfach ein schrecklicher Justizirrtum?
Wolfgang Nestvogel: Der Tod von Jesus Christus war kein Justizirrtum, sondern ein Justizskandal. Bestimmte Leute hatten machtpolitische Gründe, Jesus los zu werden. Trotzdem verfolgte Gott durch alle menschliche Schuld hindurch einen höheren Plan.
Warum musste Jesus also sterben?
Weil wir Menschen ein Existenzproblem haben: Wir verweigern unserem Schöpfer die Anerkennung, weil wir unser eigener Chef sein wollen. Dadurch befinden wir uns in einer ausweglosen Lage. Nur indem Jesus selbst, Gottes eigener Sohn, unsere verdiente Strafe auf sich nahm, stehen wir nicht mehr unter Gottes gerechtem Urteil.
Wollte Gott ein Menschenopfer?
Gott hat kein Menschenopfer gefordert, sondern er hat selbst das größte Opfer gebracht, um Menschen zu retten. Dazu musste die reale Schuld zwischen Gott und Mensch gesühnt werden, weil er heilig ist. Es war Gottes Initiative, sich seinen eigenen Sohn vom Herzen zu reißen, um ihn unsere Strafe übernehmen zu lassen. Jesus ging diesen Weg ganz bewusst und freiwillig. Es war kein Menschenopfer wie in heidnischen Religionen, wo ein rachsüchtiger Gott Blut sehen muss. Es ging um eine persönliche Stellvertretung, weil Gott heilig und gerecht ist.
Sie sprechen von Sühnung. Was ist damit gemeint?
Schuld kann nicht beseitigt werden, indem man sagt „Schwamm drüber“. Wo reale Schuld besteht, muss ein realer Ausgleich geschaffen werden; das fordert die Gerechtigkeit. „Sühnung“ heißt hier also: Schuldentilgung.
Wie kann ein Gott der Liebe seinen eigenen Sohn so leiden und sterben lassen?
Das Neue Testament ist das Dokument, das uns über diesen Vorgang informiert. Es macht deutlich, dass Gott diesen Weg seinem Sohn aus Liebe zu uns Menschen zumutet. In der Bibel steht in Johannes 3,16: „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eigenen Sohn gab …“. Gott handelt also aus Liebe zu uns verlorenen Menschen. Zwischen Gott, dem Vater und Jesus, dem Sohn, bestand in diesem Ziel zu jedem Zeitpunkt völliges Einvernehmen.
Kann durch einen Tod, auch wenn er stellvertretend ist, überhaupt Gutes kommen?
Nein – wenn der Tod das letzte Wort hat. Deswegen legt das Neue Testament größten Wert darauf, dass der Tod Jesu in seiner rettenden Wirkung dadurch beglaubigt wurde, dass Jesus leibhaftig von den Toten auferstand. Erst dadurch war der Beweis erbracht, dass sein Tod die Wirkung hatte, die er immer behauptet hatte – nämlich unsere Schuld zu sühnen. Damit ist garantiert, dass wir auferstehen werden, vorausgesetzt, wir vertrauen Jesus und geben zu, dass wir seine Vergebung brauchen.
Für viele gilt die Auferstehung als Legende. Gibt es Indizien für die Glaubwürdigkeit der Auferstehung?
Die gibt es in der Tat. Es ist auch nötig, dass es sie gibt, weil wir an dieser Stelle auf sicherem Boden stehen müssen. Man kann sagen, die Auferstehung ist der Haken, an dem der ganze Kronleuchter des Glaubens hängt. Wichtig zu wissen ist, dass es zuverlässige historische Dokumente gibt. Darin finden wir belastbare Indizien für die Auferstehung, zum Beispiel das leere Grab. Es setzt voraus, dass der Leichnam von Jesus nicht mehr zu finden war. Das ist ein Fakt, denn sonst hätten seine Gegner den Leichnam präsentiert, um den ganzen Spuk zu beenden. Das zweite Indiz sind die Augenzeugen, die dem auferstandenen Jesus begegnet sind. Darunter waren auch Frauen. Solche Zeugen hätte man niemals erfunden, weil sie in der antiken Welt rechtlich nicht anerkannt waren. Ein weiteres Indiz sind veränderte Menschen. Die Jünger Jesu waren nach der Kreuzigung hoffnungslos und verängstigt. Wenige Tage später bekennen sie sich öffentlich als Zeugen der Auferstehung. Viele von ihnen starben den Märtyrertod. Man stirbt nicht bereitwillig für eine Botschaft, die man erfunden hat.
Was hat dieses Geschehen vor etwa 2.000 Jahren mit uns heute zu tun?
Die Frage des Todes betrifft jeden existenziell. Darauf brauchen wir eine Antwort. Die Ereignisse vom Kreuz und der Auferstehung zeigen uns den einzigen Ausweg aus der Todesfalle. Die Dokumente sind sehr deutlich: Wer diesen Ausweg ablehnt, wird Gottes gerechtem Urteil nicht entkommen – und das heißt im Ergebnis: Hölle.
Wie hat das Ostergeschehen Ihr persönliches Leben verändert?
Weil Jesus lebt, kann ich eine persönliche Beziehung zu ihm haben. Er gibt mir einen Halt, den ich woanders nie hätte finden können. Ich bin mir sicher: Mein Leben ist nicht vergänglich. Ich kann mich auf diesen Gott, der sich in Jesus gezeigt hat, für immer und ewig verlassen.
Vielen Dank Herr Nestvogel für das Interview.
Dr. Wolfgang Nestvogel ist Pastor der
Bekennenden Evangelischen Gemeinde in Hannover.