Gibt es Wunder wirklich?

Auf den ersten Blick scheint die Antwort klar zu sein: Wunder widersprechen sämtlichen Naturgesetzen. Also kann es sie nicht geben.

Das liegt in der Natur der Sache. Denn ein Wunder, das man naturwissenschaftlich erklären könnte, ist keins mehr. Muss man sich deshalb schämen, die Frage nach Wundern überhaupt zu stellen?

Nein! Du musst deinen Verstand nicht an den Nagel hängen, um Wunder trotzdem für möglich zu halten. Im Gegenteil. Es ist sogar besser, deinen Verstand gekonnt einzusetzen. Dann kannst du die Frage, ob es Wunder wirklich gibt, sogar selbst wissenschaftlich beantworten.

Wie das gehen soll? Indem du 5 wesentliche Prinzipien beachtest und anwendest. Mit ihrer Hilfe kannst du vermeiden, entscheidende Aspekte vorschnell außer Acht zu lassen. Dabei handelt es sich um wissenschaftliche Prinzipien, die du durchaus auch als Laie in dieser Frage anwenden kannst.

Du wirst sehen, dass mit Hilfe dieser Prinzipien sogar Ereignisse glaubwürdig werden können, die zunächst völlig undenkbar wirken.

1. Prinzip: Setze Wissenschaft nicht mit Naturwissenschaft gleich

Steile These, aber wahr: Es ist wissenschaftlich nicht korrekt, etwas nur deshalb nicht für möglich zu halten, weil es mit naturwissenschaftlichen Methoden nicht erklärbar ist.

Warum?

Weil mit Hilfe von Naturwissenschaft nur bewiesen werden kann, was sich unter gleichen Bedingungen beliebig oft wiederholen lässt. Diese Herangehensweise ist in Bezug auf viele Themen durchaus effektiv und angebracht.

Bezogen auf einmalige Ereignisse – und das sind Wunder per Definition – hat sie aber Grenzen. Denn auch, wenn ein Ereignis nicht wiederholt werden kann, kann es ja trotzdem passiert sein.

Die Geburt von Abraham Lincoln kann zum Beispiel nicht wiederholt werden. Trotzdem ist sie historisch unbestritten. Mancher mag eine Geburt nicht gleich als Wunder bezeichnen. Schließlich kommen tagtäglich Babys auf die Welt. Aber Fakt ist: Bei jeder Geburt kommt ein einzigartiges Neugeborenes zur Welt.

Gerade deshalb zeigt dieses Beispiel, was naturwissenschaftliche Ansätze leisten können und was eben auch nicht. Naturwissenschaft kann beschreiben, wie wahrscheinlich ein bestimmtes Ereignis ist. Naturwissenschaft kann ein einmaliges Ereignis nicht beweisen. Komplett ausschließen kann sie es aber auch nicht.

„Glaube und Wissenschaft widersprechen sich nicht – sie ergänzen sich sogar!“
John Lennox, emeritierter Mathematikprofessor, Universität Oxford

Natürlich beantwortet diese Feststellung noch lange nicht die Frage, ob es Wunder wirklich gibt. Aber sie zeigt:

Wenn man die Frage nach Wundern fundiert beantworten möchte, muss man sich weiterer wissenschaftlicher Disziplinen bedienen.

Besonders gut geeignet ist historische Wissenschaft. Sie arbeitet mit Prinzipien, die einmalige Ereignisse besser erfassen können. Mit ihrer Hilfe kannst du daher überprüfen, ob konkrete Wunder in der Vergangenheit wirklich passiert sein könnten. Dadurch näherst du dich auch automatisch der Frage an, ob es Wunder grundsätzlich geben kann.

Nehmen wir zum Beispiel an, dass Jesus Christus vor 2.000 Jahren wirklich von den Toten auferstanden ist. Wenn das stimmt, ist automatisch klar, dass Wunder auch grundsätzlich möglich sind. Aber wie kannst du herausfinden, ob die Auferstehung von Jesus wirklich passiert ist?

Dabei helfen dir die weiteren folgenden 4 Prinzipien:

2. Prinzip: Mach die Frage, ob es Wunder gibt, nicht an deinen Erwartungen fest

Wenn du mit Hilfe von historisch wissenschaftlichen Prinzipien herausfinden möchtest, ob es Wunder gibt, solltest du einen Fehler unbedingt vermeiden. Denn sonst verfälschst du möglicherweise das Ergebnis deiner Recherche:

Versuche nicht zu bestätigen, was du eh schon vermutest.

Warum nicht?

Weil unsere Vermutungen in der Regel auf Vorerfahrungen beruhen. Also letztlich auf Ereignissen, die wir sogar selbst bereits erlebt haben. Warum rechnest du zum Beispiel mit Regen, wenn du dunkle Wolken am Himmel siehst? Weil du die Erfahrung gemacht hast, dass das eine auf das andere folgen kann.

Wenn du aber wissen willst, ob ein Wunder wirklich passiert ist, sind Vorerfahrungen und Vermutungen in der Regel nicht hilfreich. Es sei denn, du hast selbst schon mal ein Wunder bewusst erlebt.

Wenn du wissen willst, ob es Wunder gibt, sind Vorerfahrungen nicht hilfreich.

Das Wunder der Auferstehung von Jesus kannst du weder an Vorerfahrungen noch an philosophischen Annahmen festmachen. Besser ist es, historische Spuren unvoreingenommen zu prüfen und einzuordnen. Egal, ob du an etwas Höheres glaubst oder skeptisch bist – frage dich:

  • Welche historischen Hinweise sind glaubwürdig?
  • Was ist unter Betrachtung aller zur Verfügung stehenden Fakten die wahrscheinlichste Erklärung?

Wenn du wissen möchtest, ob du an die Auferstehung von Jesus glauben kannst, ist es erst mal unerheblich, ob es sich dabei um ein Wunder handelt. Du musst nur herausfinden, ob es sich um ein historisches Ereignis handelt.

Aber wie geht das praktisch?

3. Prinzip: Prüfe direkte und indirekte Hinweise

Historiker arbeiten anders als Naturwissenschaftler. Wie Juristen sammeln sie sämtliche Hinweise und setzen sie anschließend, soweit möglich, wie Puzzleteile zusammen. Daraus ergibt sich dann ihre Beweisführung.

Dabei spielen sowohl direkte als auch indirekte Hinweise eine Rolle. Direkte Hinweise werden Beweise genannt. Sie stehen unmittelbar mit einem Geschehen in Zusammenhang. Indirekte Hinweise sind hingegen Indizien. Sie weisen auf ein Ereignis hin, können dieses aber nicht zu hundert Prozent beweisen.

Auch hier ein Beispiel:

Nehmen wir an, abends stand in der Küche ein Topf von Omas gutem Eintopf auf dem Herd und der Enkel isst heimlich davon. Wie könnte man ihn überführen?

  • Würde man ihn beim heimlichen Mitternachtsschmaus erwischen und fotografieren, würde ein direkter Beweis vorliegen.
  • Indizien wären hingegen: ein halbleerer Topf am Morgen, ein dreckiger Teller unter dem Bett des Enkels und Essensflecken auf seinem Schlafanzug.

Bei antiken Ereignissen liegen uns in der Regel keine direkten Beweise vor. Es gibt zum Beispiel keine Fotos oder Videos von Jesus, die seine Auferstehung direkt beweisen könnten.

Laufen jedoch viele verschiedene Indizien in einem Punkt zusammen, entsteht eine Beweiskette, bei der die Hinweise sich wechselseitig ergänzen. Historikern gilt ein Vorfall dann auch ohne direkte Beweise als ausreichend bestätigt.

Indizien sind in diesem Fall etwa Texte, Gegenstände und andere historisch nachvollziehbare Fakten. Jesus wird beispielsweise in verschiedenen antiken Texten erwähnt. Und auch das Entstehen einer christlichen Bewegung um 30 n. Chr. ist ein Indiz für seine Existenz.

4. Prinzip: Behandle alle historischen Quellen gleichwertig

Neben den vier Evangelien im Neuen Testament zählt ein Bericht von Flavius Josephus zu den bekanntesten historischen Dokumenten, wenn es um das Leben und Wirken von Jesus geht.

Dem Bericht von Josephus mehr Gewicht zu geben als den Berichten in der Bibel, ist wissenschaftlich gesehen falsch. Egal, ob du als Laie Nachforschungen anstellst oder ein professioneller Historiker bist: Wichtig ist, alle Quellen gleichwertig zu behandeln.

Denn schon allein die Einteilung in „biblische“ und „außerbiblische“ Quellen macht wissenschaftlich gesehen letztlich keinen Sinn. Die Texte des Neuen Testaments waren ursprünglich eigenständige Texte. Sie wurden erst viel später in ein Buch (sogenannte Kodizes) zusammengefasst. Wir haben also Berichte von Matthäus, Markus, Lukas sowie Johannes und eben auch von Josephus und anderen Historikern dieser Zeit.

Mit anderen Worten:

Die Evangelien werden nicht automatisch glaubwürdig oder unglaubwürdig, nur weil sie in Gottesdiensten vorgelesen werden. Für die wissenschaftliche Forschung stehen christliche und nicht-christliche Texte zunächst gleichwertig nebeneinander. Wenn sie sich gegenseitig bestätigen, spricht das sehr für ihre Glaubwürdigkeit.

Die Evangelien werden nicht automatisch unglaubwürdig, nur weil sie in Gottesdiensten vorgelesen werden.

5. Prinzip: Orientiere dich an der Glaubwürdigkeit

Was wären die beiden größten Fehler, die ein Ermittler im Umgang mit Indizien machen könnte?

  • sämtliche Indizien ungeprüft verwenden
  • glaubwürdige Hinweise nach eigenem Gutdünken zusammensetzen

Gleiches gilt für den Umgang mit historischen Hinweisen. Sämtliche Indizien müssen geprüft und zu einem stimmigen Gesamtbild zusammengesetzt werden. Dabei geht beides Hand in Hand. Hat man genügend echte Fakten vorliegen, bestätigt der einzelne Fakt das Gesamtbild und umgekehrt.

Auf diese Weise entsteht eine Theorie, die besagt, wie es tatsächlich gewesen sein könnte. Diese basiert nicht mehr auf bloßen Möglichkeiten. Denn theoretisch möglich ist vieles. Sie beruht auf einer Indizienkette, die in der Gesamtschau die wahrscheinlichste aller Möglichkeiten aufzeigt.

Ob eine Theorie glaubhaft ist, hängt also von verschiedenen Faktoren ab:

  • Erklärungsumfang: Wie viel des Faktenmaterials bezieht die Theorie ein? Ignoriert sie alle widersprüchlichen Fakten, dann ist sie nicht glaubhaft. Erklärt sie aber sogar kleine, eher nebensächliche Hinweise, ist das anders.
  • Erklärungskraft: Wie natürlich setzt die Theorie die Fakten zusammen? Wirkt das Ganze wie ein gut zusammengesetztes Puzzle oder wurden die einzelnen Teile gewaltsam ineinander gepresst?
  • Plausibilität: Wie gut passt die These mit anderen, thematisch verwandten Fakten zusammen? Passt sie z. B. mit dem zusammen, was wir bereits über die Kultur oder die Machtverhältnisse zu jener Zeit wissen?

 

Anhand dieser Kriterien kannst du schließlich entscheiden, welchen Indizien bzw. welcher Theorie du glauben kannst und willst.

Komm zu einem Urteil, aber erst nach der „Verhandlung“

Was heißt das nun für dich? Kannst du der Behauptung, Jesus sei von den Toten auferstanden, glauben?

Das kannst du herausfinden, indem du kritisch überprüfst und gleichzeitig für jede Antwort offen bist.

Stell dir ehrliche Fragen und suche anhand der dir zur Verfügung stehenden Informationen nach Antworten. Diese Fragen könnten beispielsweise so aussehen:

  • Sind die Schriften des Neuen Testaments zuverlässige Quellen?
  • Ist Jesus überhaupt eine reale Person?
  • Wurde Jesus tatsächlich am Kreuz hingerichtet und ist er gestorben?
  • War das Grab wirklich leer und gibt es statt einer Auferstehung eine einfachere, natürliche Erklärung?
  • Gibt es Zeugen, die den Auferstandenen gesehen haben, und sind sie zuverlässig?

Einer, der sich diese Frage, auch gestellt hat, ist Josh McDowell. Ursprünglich wollte er mit seinem Buch „Die Tatsache der Auferstehung“ die Auferstehung von Jesus endgültig widerlegen. Als er sich dann aber mit den historischen Fakten beschäftigte, ist er schließlich Christ geworden – auf der Grundlage einer fundierten Erkenntnis.

Auf unserer Seite und besonders in der Rubrik FAQ findest du verschiedene Informationen und Indizien zur Auferstehung von Jesus Christus. Wir laden dich ein, die biblischen Berichte und alternative Erklärungen ehrlich zu prüfen. Schau sie dir an, ziehe weitere Quellen hinzu und komm zu deinem eigenen Fazit.

Wenn du wissen willst, ob es das Wunder der Auferstehung von Jesus wirklich gegeben hat, wirst du nicht darum herumkommen.

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